NABU: Zugvögel treten ihre Reise in den Süden an

Hannover – Mit dem Ende des Sommers machen sich die Zugvögel wieder auf den Weg in den Süden. Millionen Vögel verlassen ihre Brutgebiete in Deutschland, um die kalten Wintermonate in wärmeren Regionen zu verbringen. Darunter finden sich Arten wie der Weißstorch, der Schwarzstorch, der Kranich, das Braunkehlchen, die Feldlerche, der Hausrotschwanz sowie Rauch- und Mehlschwalben. Auch der Kiebitz, Vogel des Jahres 2024, beginnt nun seine Reise nach Afrika.

„Noch viel mehr Vogelarten überqueren unser Land und machen an Rastplätzen wie dem Wattenmeer Halt, bevor sie ihre Reise in den Süden fortsetzen“, erklärt Renée Gerber, Pressereferentin des NABU Niedersachsen. Die Qualität dieser Rast- und Überwinterungsgebiete spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben der Vögel. „Werden diese wichtigen Rastplätze zerstört oder verschlechtern sich die Bedingungen in den Überwinterungsgebieten durch Dürre oder menschliche Eingriffe, kann dies dramatische Folgen für die Bestände haben – auch wenn die Brutgebiete noch intakt sind“, fügt sie hinzu.

Zugvögel auf gefährlicher Reise

Auf ihrer teils mehrere tausend Kilometer langen Reise sind Zugvögel verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Natürliche Hindernisse wie Meere, Gebirge und Wüsten stellen große Herausforderungen dar, doch auch menschengemachte Gefahren bedrohen die Vögel. Stromleitungen und ungesicherte Strommasten enden oft tödlich für viele große Vögel. In manchen Ländern werden Zugvögel weiterhin bejagt, auch in Deutschland, wo nordische Gänse während ihrer Zugzeit geschossen werden dürfen. NABU Niedersachsen kritisiert diese Praxis schon seit Langem, da sie rastende Vögel stört. Zudem fangen illegale Jäger in vielen Ländern jährlich Millionen Vögel mit Netzen und Klebefallen, um sie als Delikatesse zu verkaufen.

Intakte Lebensräume auf der Kippe

Zugvögel sind vom Klimawandel besonders betroffen, da sie auf intakte Lebensräume in ihren Brut- und Überwinterungsgebieten und auf ihren Zugrouten angewiesen sind. Studien zeigen, dass sich Zugzeiten, Brutbeginn, Zugverhalten und Verbreitungsgebiete verändern. Wärmeangepasste Arten wie Silberreiher und Bienenfresser breiten sich nach Norden aus, weil südliche Lebensräume durch Trockenheit verloren gehen. Dies führt zu neuen Konkurrenzsituationen um Nahrung und Brutplätze mit unbekannten Auswirkungen auf die Ökosysteme.

Besonderer Schutz für Rauch- und Mehlschwalben

Rauch- und Mehlschwalben machen sich nun ebenfalls auf den Weg in den Süden. Durch den Klimawandel hat sich ihr Zugverhalten verändert – sie kehren mittlerweile schon ab Anfang März zurück und verlassen Deutschland bereits wieder vor Anfang September.

Die Bestände der Rauch- und Mehlschwalben sind seit Jahren stark rückläufig. Einst häufige Bewohner von Dörfern und Städten, sind sie heute vor allem in ländlichen Gebieten zu finden. In Niedersachsen stehen sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ein wichtiger Grund für diesen Rückgang ist der Mangel an Insekten, ihrer Hauptnahrung, der durch intensive Landwirtschaft und den Verlust von Brachen und Wegrändern verursacht wird. Hinzu kommen fehlende Nistmöglichkeiten und Nistmaterial. Um Schwalben nach ihrer Rückkehr zu unterstützen, empfiehlt der NABU die Bereitstellung von Nisthilfen, feuchten Lehmpfützen und insektenfreundlichen Gärten.

Mit der Aktion „Schwalben willkommen“ fördert der NABU seit Jahren den Schutz dieser Vögel. Menschen, die Schwalben an ihren Häusern dulden oder Nisthilfen bereitstellen, können sich für eine Plakette und Urkunde bewerben. Interessierte können den Antrag im Internet unter www.NABU-niedersachsen.de/schwalben herunterladen oder einfach beim NABU Niedersachen per E-Mail unter info@NABU-niedersachsen.de oder per Brief an Alleestraße 36, 30167 Hannover, anfordern.

Birdwatch und Zugvogeltage: Gemeinsam Zugvögel beobachten

Zum Höhepunkt des Vogelzuges über Deutschland ruft der NABU jedes Jahr zur Vogelbeobachtung auf: Im Rahmen des EuroBirdwatch bieten NABU und sein bayrischer Partner LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) am ersten vollen Oktober-Wochenende zahlreiche fachkundig geleitete Exkursionen an. Der Birdwatch ist eine gemeinsame Aktion der Partner im Netzwerk BirdLife International und findet am Wochenende vom 5./6. Oktober 2024 bereits zum 31. Mal statt.

Vom 12. bis 20. Oktober 2024 finden zudem die 16. Zugvogeltage an der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Ostfriesischen Inseln statt. Mit über 250 Veranstaltungen sind die Zugvogeltage eine hervorragende Gelegenheit, den Vogelzug zu erleben und sich mit den besonderen Leistungen und Anpassungen der Zugvögel zu beschäftigen.

Kiebitzschwarm © Christoph Moning

Weitere Informationen:

Schwalbenfreundliches Haus: www.NABU-niedersachsen.de/schwalben
Informationen zum Birdwatch: www.NABU.de/birdwatch

Informationen zu den Zugvogeltagen: www.zugvogeltage.de

Text und Foto: NABU Niedersachsen